Kinderqigong - Übungen und Beispiele



Qigong mit Säuglingen



Sobald Kinder auf die Welt kommen, können die Eltern und Großeltern vorsichtig mit verschiedenen Massagen der Meridiane und Energiezentren beginnen. Am besten erzählen sie dazu immer dieselbe Geschichte und benützen lautmalende Worte, die die Kinder bald mit den verschiedenen Berührungen verbinden. Beiden macht es Spaß und dabei wird die Sinneswahrnehmung geübt. Diese Übungen werden aber auch von älteren Kindern geliebt.

Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 18
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 19


Qigong mit Kindern im Kindergartenalter


Zum Qigong gehört die Qigong-Haltung, das heißt: der richtige Stand und die innere Haltung. Sie gehören zueinander und bedingen einander. Die Qigong-Haltung wird vom Anfang an unterrichtet, bei den Kleinkindern natürlich sehr spielerisch. Die Kinder lernen auch, dass zu jeder Übung ein Abschluss gehört.

Für alle Übungen ist der Stand und der Abschluss wichtig


Der Stand.
Die Qigong Grundhaltung


Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 17 Zunächst nehmen wir uns in einem größeren Zusammenhang wahr – nämlich dass wir auf der Erde stehen und dass sich über uns der Himmel wölbt. Danach achten wir auf unsere Körperhaltung, die sich allen Ebenen des Menschen kundtut.

Wir stehen gerade, die Füße sind in Schulterbreite voneinander entfernt und stehen parallel zueinander. Die Knie sind leicht gebeugt, das Gesäß eingezogen. Wir haben das Gefühl, dass wir uns verwurzeln. Die Wirbelsäule ist aufgerichtet, als ob wir wie eine Marionette am höchsten Punkt des Kopfes nach oben gezogen wären. Die Schultern sind tief und entspannt, die Arme hängen, die Hände sind locker und fühlig. Wir denken nichts und sind mit allen unseren Sinnen in den Bewegungen anwesend.
Zum Stand gehört das "Innere Lächeln" - ein Ausdruck der inneren Zufriedenheit, die andere als "innere Ausstrahlung" oder "Wärme" wahrnehmen.


Der Abschluss:


Eine jede Übung wird abgeschlossen. Der Abschluss kann ganz kurz sein, er soll jedoch zu äußeren wie inneren Stille führen. Durch die Konzentration der Vorstellung und der sinnlichen Wahrnehmung im Bauchraum, der das energetische Hauptzentrum ist, wird die aktivierte Energie dort gesammelt und gespeichert.
Zu jedem Abschluss gehört auch ein Dank.

Übungsbeschreibungen


Ab drei Jahren können Kinder mit kleinen selbständigen Übungen und mit kleinen Übungszyklen beginnen.
Zwei "Übungen für die Zehn oberen Diener" aus dem Übungszyklus "Die Ritter"
(aus: Zuzana Sebková-Thaller, Wurm im Apfel, s. Bibliographie)
Diese Übungen steigern die Aufmerksamkeit und Konzentration, helfen auch gegen Müdigkeit durch die Aktivierung aller kurzen Meridiane, die an den Fingern ihren Anfang oder Ende haben. Die Übungen können im Sitzen wie Stehen geübt werden.
Die Kinder sind Ritter. Sie bereiten sich auf einen Turnier vor, den sie gewinnen möchten. Dafür müssen sowohl sie wie ihre Diener fit sein.


Übung 1:


Die Unterarme steigen vor dem Körper nach oben bis die Hände vor den Schultern sind. Die Fingerspitzen weisen zum Himmel, die Handflächen zueinander oder nach vorne. Dann machen wir eine Faust. Auf Befehl sollen die zehn Diener hochschnellen und sich sofort zur Faust wieder schließen. 12x schnell hintereinander.

Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 16
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 15
Wir beugen die Arme in den Ellenbogen und erheben die Hände vor unsere Schultern; die Fingerspitzen weisen zum Himmel, die Handflächen nach vorne. Dann machen wir eine Faust
   
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 14
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 13


Übung 2:


Nun werden die Unterarme waagrecht mit den Handflächen nach unten gehalten. Es wird geprüft, ob die Diener auch einzeln stark genug sind. Auf. Befehl beugen sie sich im Grundgelenk nach unten. Dann wird in der Vorstellung ein Gewicht an ihnen befestigt, das sie nach unten zieht. Die Kinder beobachten, wie es sich anfühlt. Danach die Hand entspannen und wieder nachfühlen. Der Mittelfinger beginnt, es folgen der Ringfinger, der Zeigefinger, der Kleinfinger und zum Schluss der Daumen. Dann sollen alle zusammen aus dem Handgelenk kreisen – drei Mal nach außen und drei Mal nach innen.
Sie sollen sich auf Befehl im Grundgelenk nach unten beugen und dabei - wie die anderen Finger - im Mittel- und Endgelenken gestreckt bleiben.
Wir fangen an: die Mittelfinger im Grundgelenk beugen und strecken, die Ringfinger beugen und strecken, nun auch die Zeigefinger und dann die Kleinfinger. Die Daumen sollen drei Mal in jede Richtung kreisen: in die eine - und in die andere Richtung. Jetzt sollen alle zusammen aus dem Handgelenk kreisen - drei Mal nach außen und drei Mal nach innen.

Der Adler stürzt auf die Beute
(aus: Zuzana Šebková-Thaller, Wurm im Apfel)

Diese Übung ist bei den Kindern im Kindergarten- wie auch Grundschulalter sehr beliebt. Sie erzieht zur sowohl Gelassenheit wie auch zur Präzision. Sie schärft die Aufmerksamkeit und Konzentration und bietet den Kindern die Möglichkeit, ihre Aggression auszuleben ohne die Fassung zu verlieren. Der große Unterschied zwischen den Polen – dem oben und dem unten, dem weit schweifenden Blick und dem "ins Auge fassen", der An- und der Entspannung, der klaren zielbewussten Entscheidung und der Gelassenheit, dem Spaß und dem Ernst setzt einen starken Energiefluss in Gang, von dem die Kinder stark profitieren.
"Der Adler stürzt auf die Beute" ist eine anregende und gleichzeitig harmonisierende Übung, mit der eine ganze Klasse spielerisch diszipliniert werden kann.
Der Adler steht fest auf der Erde. Seine Füße sind schulterbreit voneinander entfernt, die Knie sind leicht gebeugt. Er verlagert sein Gewicht ein bisschen nach vorne senkt seinen Schnabel eicht zur Brust und breitet langsam seine Flügel (Arme) aus. (Die Handflächen schauen zur Erde). Er fliegt. Er lässt sich vom Wind tragen und genießt den Weitblick – auf den Wald, die Seen, die Waldlichtung. Jetzt schärft er aber seinen Blick: "Eine Maus!". Wir stellen uns links auf die Zehen, heben das rechte Knie und die Flügel noch etwas höher und stürzen auf die Beute herab. Dabei stoßen wir den Schrei "Ha!" aus und fallen in die Hocke. Die Krallen sind gespreizt auf den Boden gestützt, der Blick bannt. Er hat die Maus gefangen. Das hat ihm Spass gemacht. Er ist stolz auf sein Können. Er lacht und lässt die Maus wieder laufen. Zufrieden kehrt er in seine Ausgangsstellung zurück.
Wieder breitet er seine mächtigen Schwingen aus, neigt seinen Schnabel zur Brust und steigt bis zum Himmel. Dort kreist er und schaut, sieht den großen Wald - und - eine kleine Maus! Es durchfährt ihn bei diesem Anblick. Alle Muskeln spannt er an. Wir heben das linke Knie, erheben die Flügel noch etwas höher, stellen uns auf die Zehen, stürzen herab und schreien: "Ha!" Er fällt in die Hocke und spreizt seine Krallen. Sein Blick bannt. Wieder ist er auf sich stolz. Dann lässt er mit einem Lächeln die Maus wieder frei und steht wieder auf und entspannt sich.

Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 12
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 11
Der Adler steht mit seinen Beinen in Schulterbreite, die Knie sind leicht gebeugt Er breitet seine Flügel bis in Schulterhöhe aus und erhebt sich. Die Handflächen schauen zur Erde. Er kreist und schaut
   
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 10
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 9
Er sieht eine Maus: Wir stellen uns links auf die Zehen, heben das rechte Knie- und die Flügel noch etwas höher - und stürzen auf die Beute herab
   
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 8
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 7
Wir fallen in die Hocke, die Krallen sind gespreizt, der Blick bannt Der Adler lässt seine Beute liegen, kehrt in seine Ausgangsstellung zurück und lächelt


Qigong mit Kindern im Grundschulalter


Auch in der Grundschule lieben Kinder Übungen, die in Erzählungen "eingepackt" sind. Sie folgen mir ihren Bewegungen sicher den Sprachbildern ohne sich mit der Spaltung von Theorie und Praxis je zu befassen.
Die Übung "Der Maulwurf kommt ans Tageslicht" ist eine effektive Übung zum schnellen Auffrischen. Sie wirkt allgemein harmonisierend und steigert die Konzentration.
Man kann sie an jedem Ort – das heißt auch in der Schulbank – ausüben. Sie beinhaltet die Massage energetisch wichtiger Gebiete und eignet sich als Übung unmittelbar vor einer Prüfung genauso wie mitten am Tag vor einer Hausaufgabe. Mit ihr kommt immer frischer Geist in den Unterricht. Sie tut den Lehrern und Eltern genauso gut wie den Kindern.
Sie besteht aus einer meditativen Einführung, einem Hauptteil mit effektiven Selbstmassagen und einem Abschluss, in dem die Energie im Zentrum gesammelt wird.

Einführung


Hier entspannen sich die Kinder und steigern ihre Sinneswahrnehmung. Die Kinder sitzen oder liegen in sich zusammengerollt und horchen. Die Länge der Einführung wird der Gruppe angepasst.
Sein Körperchen ist zusammengerollt, seine Schaufeln auf dem Bauch verbunden. Er träumt vom guten Essen, das seinen Bauch füllt und von Sonnenstrahlen auf seinem schwarzen Rücken. Eine tiefe Sehnsucht weckt ihn. Seine Höhle befindet sich gleich unter dem Maulwurfhügel. Die Erde ist dort ganz locker. Er genießt, von dort aus alles wahrzunehmen, was oben geschieht. Er will noch ein bisschen ruhen und die ersten Eindrücke in sich sammeln: Das scharfe Sonnenlicht kann ihn da noch nicht blenden. Es scheint durch die Erdkrümel und glänzt in den kleinen Kieselsteinchen, die wie Edelsteine glänzen. Er hört das Zwitschern und Summen von oben. Sein gutes Gehör kann den Spatz von der Amsel und die Bienen von den Hummeln gut unterscheiden. Er stellt sich die bunte Wiese klar vor. Es zieht ihn hin.

Hauptteil

Bewegung und Selbstmassagen

Er will hinauf ans Tageslicht. Er bohrt mit seinem Oberkörper, der sich dabei langsam aufrichtet und mit seinem Kopf, der sich gegen die Erde stemmt.
Jetzt kommt der Durchbruch. Der Körper steckt noch in der Erde, aber über ihm ist alles frei. Er muß sich strecken: Der Maulwurf hebt die verbundenen Hände vor dem Körper nach oben und streckt sich. Dann dehnt er sich zu beiden Seiten. Anschließend sinken die Hände vor den Körper. Er hebt sie wieder bis zur Brust. Da lösen sich die Hände und er schiebt die Erde nach vorne weg und anschließend schiebt er mit den Handballen die Erdhaufen zu den Seiten weg. Dies ist nicht leicht, weil die Erde feucht und schwer ist.
Dann wendet er seine Schaufeln so, dass sie zueinander schauen und bringt sie zusammen. Er sieht aus, als ob er beten würde, und vielleicht tut er das auch. Jetzt aber beginnt er, sie zu reiben, weil er sie von der Erde befreien will. Er reibt, bis sie richtig warm werden.
Auch sein Kopf ist voller Erdkrümel, die Augen sehen kaum. Er schließt sie und reibt sie mit seinen warmen Handballen. Dann reibt er seine Schaufeln aneinander und anschließend mit den Handballen seine Wangen. Wieder reibt er seine Schaufeln, bis sie warm werden und dann die Nase mit seinen Zeigefingerrücken - die Handflächen schauen dabei nach vorne.
Erneut reibt er die Hände und legt sie dann so um die Ohren herum, dass sich die Mittelfinger vor dem Ohr, die Zeigefinger hinter dem Ohr befinden - und massiert hinauf und hinunter.
Nochmals reibt er die Hände, schließt sie zu Fäusten. Mit den Fingergelenken kreist er anschließend an seinen Schläfen. Schließlich streift er mit ihnen die Erde am Hals mehrere Male ab.
Jetzt muß er nur noch seinen Pelz in der Nierengegend putzen. Er reibt wieder erst seine Schaufeln gegeneinander und dann seinen Rücken, dort, wo die Nieren sitzen. Richtig warmreiben!
Nochmals reibt er seine Schaufeln vor dem Körper und reinigt seinen Pelz entlang der Gürtellinie.
Nur zwischen seinen Krallen ist noch Erde. Er verbindet die Schaufeln so, dass sich die Krallen durchdringen und reibt sie aneinander. Alle Fingergelenke bewegen sich, auch die Handgelenke, die Handflächen werden heiß. Zum Schluss reibt man noch mit dem linken Daumen die rechte Handfläche ganz sauber und dann umgekehrt.
Jetzt ist er rein! Es ist ein seltener Augenblick und der Maulwurf kostet ihn aus. Er hebt die Schaufeln vor die Hüften, die Handflächen schauen zueinander. Seine ganze Aufmerksamkeit ist in seinen Händen und Fingern. Sie sind entspannt und fühlig. Und weil sie entspannt sind, bilden sie kleine Schalen, die Finger sind dabei leicht voneinander gespreizt.
Er schließt seine Augen und bewegt langsam seine Hände aufeinander zu. Kurz bevor sich die Fingerspitzen berühren, macht er halt. Leicht bewegt er seine Hände. Man könnte fast meinen, dass sich die Fingerspitzen aneinander reiben. Sie berühren sich aber nicht. Nach einer Weile hält er an. Dann zieht er die Hände auseinander - ganz langsam und aufmerksam – und bringt sie achtsam wieder zusammen. Er kann diese langsame Bewegung mehrere Male wiederholen. Er achtet auf alles was er spürt.

Abschluss

Ruhiges stilles Sitzen

Das war jetzt schön! Der Maulwurf strahlt. Habt Ihr auch etwas gespürt? Dann habt Ihr richtig geübt. Der Maulwurf führt jetzt seine Schaufeln zu seinem Bauch, legt sie dort übereinander, schaut zufrieden in sich hinein und lächelt.

Übung "Die Müdigkeit wegschieben"

(aus: Zuzana Šebková-Thaller, Der Maulwurf kommt ans Tageslicht)

Diese Übung ist ein "Klassiker". Sie stammt aus dem Zyklus "Die zehn Meditationen auf dem Berg Wudang", wo sie "Das Innere Feuer leiten" heißt.
Sie richtet auf und zentriert, und mit ihrer klaren Rhythmik weckt sie das Gefühl für Ordnung. Durch die Dehnung der kurzen Meridiane wird man wach. Die Übung hat eine starke allgemein harmonisierende Wirkung. Sie kann sowohl stehend wie sitzend geübt werden.

Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 6
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 5
Die Gebetshaltung Die Müdigkeit nach vorne schieben
   
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 4
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 3
Den Müdigkeitsschleier teilen< An der Himmelskuppel hinaufgleiten
   
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 2
Kinderqigong - Übungen und Beispiele - 1
Die Finger ineinander verschränkt sich nach oben strecken An der Himmelskuppel herabgleiten


Qigong mit Kindern ab zwölf und Jugendlichen


Die Didaktik ist nun ganz anders. Älteren Kindern und Jugendlichen begegnen wir wie Erwachsenen. Es ist wichtig, ihnen den Ablauf und die Technik genau zu erklären und auch zu zeigen wie und warum die Übungen wirken.